Dreigliedrige Tafel Wer ruft dich? Pilger. Drei Stunden von Navarrete entfernt. Neunuhrfünfzehn. Eine dreiviertel Stunde noch bis Najera.

PILGER, WER RUFT DICH?

Einführung

Der spanische Originaltext stammt von Pfr. Eugenio Garibay BAÑOS aus Najera. Er drückt in anschaulicher Weise die Gedanken vieler Peregrinos aus, die, wenn sie ihren Camino reflektieren, sich immer wieder fragen, warum mach`ich das eigentlich? Warum tue ich mir die Strapazen an? Mich sprechen diese Worte nach wie vor an. 

Auf dem Weg von Navarrete über Najera nach Santo Domingo de la Calzada. 

 

Für uns werden es an diesem Tag achtundreißig in Erinnerung bleibende Kilometer am Stück. Nicht geplant. Bereits um viertel nach neun passieren wir die Tafel "Pilger! Wer ruft Dich?" Kurz hinter Ventosa, eine Stunde noch bis Najera. Nur am Schluss der Etappe, kurz vor Santo Domingo de la Calzada, ließen die Kräfte etwas nach. Das Wetter war gut, die Stimmung noch besser. Es passte alles. Warum dann schon in Najera oder in Azofra übernachten? Ankunft in Santo Domingo um halb vier. Das Parador sollte es diesmal sein.  

 

Der Text. Pilger, wer ruft dich?

Staub, Schlamm, Sonne und Regen, das ist der Weg nach Santiago.

Tausende von Pilgern und mehr als tausend Jahre.

 

Wer ruft dich? Pilger!

Welch` geheime Macht lockt dich an? Weder ist es der Sternenhimmel,

noch sind es die großen Kathedralen.

 

Weder die Tapferkeit Navarras, noch der Rioja-Wein,

nicht die Meeresfrüchte Galiciens, und auch nicht die Felder Kastiliens.

 

Pilger, wer ruft dich?

Welch`geheime Macht lockt dich an? Weder sind es die Leute unterwegs,

noch sind es die unendlichen Traditionen.

 

Weder Kultur und Geschichte, noch der Hahn Sto. Domingos,

nicht der Palast von Gaudi, und auch nicht das Schloß Ponferradas.

 

All` dies sehe ich im Vorbeigehen, und dies zu sehen, ist Genuß,

doch die Stimme, die mich ruft, fühle ich viel tiefer in mir.

 

Die Kraft, die mich vorantreibt.  Die Macht, die mich anlockt,

auch ich kann sie mir nicht erklären. Dies kann allein nur Er dort oben!   (E.G.B.)

 

Weckruf durch Johannes Paul II. und Europarat

1982 hatte Papst Johannes Paul II. die Jugendlichen zum Besuch des Apostelgrabes in Santiago de Compostela aufgerufen. 1987 tat der Europarat ein übriges und erklärte den Jakobsweg zum "ersten europäischen Kulturweg", offensichtlich inspiriert durch des Papstes Rede in Santiago.

 

Das Compostelanische Jubiläumsjahr 1993 gab den weiteren Schub. Viele Wege wurden neu instandgesetzt, viele Herbergen aufgemacht.