DAS ZIEL: SANTIAGO DE COMPOSTELA 

800 Kilometer Faszinierendes, Religiöses, Bewegendes, Unvergess..

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Santiago de Compostela

Hauptstadt Galiciens. Im Mittelalter nur Compostela genannt. Neben Madrid und Barcelona eine der teuersten Städte Spaniens. 95.000 Einwohner. Sitz des Erzbischofs, derzeit (2006) Julian Barrio Barrio. Beliebte Universitätsstadt mit rund 30.000 Studierenden.

 

Eine erste Besiedlung ist nachweisbar für das 1. bis 4. Jahrhundert. Man geht von einem römischen Militärlager aus. 1985 wurde die Stadt seitens der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und der Camino de Santiago folgerichtig 1987 zum europäischen Kulturweg erhoben. Im Jahre 2000 erfolgte die Ernennung zur Kulturhauptstadt Europas.

 

COMPOSTELA - ORT DER MIGRANTEN

Eine im Oktober 2022 von der Forscherin Patxi Perez Ramallo (Max-Planck-Institut für Geanthropologie in Jena) durchgeführte Analyse menschlicher Überreste weist darauf hin, dass die überwiegende Mehrheit der Einwohner Compostelas des 9. bis 12. Jahrhunderts Auswärtige waren - eindeutig nach der Entdeckung des Apostelgrabes- Sie hatten sich dem Schutz des hl. Jakobus anvertraut. Unter Auswärtige versteht die Forscherin Menschen aus nahe gelegenen Gebieten, Iria Flavia oder Asturien, wie aber auch und gerade Pilger, die in der Nekropole der Stadt haben sich begraben lassen. Insgesamt mehr als 50% der Einwohner. Man kann also durchaus von einem Schmelztiegel Compostela sprechen. Im wesentlichen gehen die Forschungsergebnisse auch auf die in der Kathedrale entdeckten Essensübereste zurück, einhergehend mit eine sich ständig veränderden Ernährung und Mobilitä. Mehr lesen ElCorreoGallego.

 

PAULUS: ALLE MENSCHEN SIND GLEICH Der Apostel Paulus an die Galater 3,28: "Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus." - Alle Menschen sind gleich, egal welcher Hautfarbe, Geschlecht, Herkunft, Nationalität, Religion.

Portal der Herrlichkeit

Portico de la Gloria. Portal der Herrlichkeit. Westfassade. Haupteingang.

 

Christus als Weltenherrscher inmitten der Evangelisten, Apostel, Engel und Ältesten. Ein Meisterwerk von Maestro Mateo.

Im Einzelnen. Im Tympanon des Mittelportals sitzt Christus als Erlöser; deutlich sind an seinen Händen seine Wundmale zu sehen. Er ist von den vier Evangelisten Johannes (Adler), Matthäus (Mensch), Lukas (Stier) und Markus (Löwe) umgeben, die ihre Symbolgestalten vor sich halten. Zu beiden Seiten sind je vier Engel mit Marterwerkzeugen zu sehen, über ihnen in zwei Zonen zweiundvierzig Selige. Die vierundzwanzig Ältesten aus der Offenbarung des Johannes bilden den Rahmen des Tympanons. Jakobus, nicht wie sonst üblich die Gottesmutter Maria, sitzt unterhalb von Christus auf einer reich skulpierten Säule mit dem Pilgerstab in der Hand, mit der anderen hält er eine Buchrolle. Seine Darstellung erinnert an einen Bischof. An der linken Säule erkennt man die Propheten Moses, Jesaias, Daniel und Jeremias, rechts dann die Apostel Petrus, Paulus, Jakobus der Jüngere und Johannes; vgl. auch Menüpunkt KATHEDRALEN Santiago de Compostela.

 

Bevor Meister Mateo tätig werden konnte, musste allerdings König Ferdinand II. (1157-1188) befragt werden. Er erlaubte 1168 Erzbischof Don Pedro Gudesteiz, der Kathedrale einen Narthex (griechisch für Vorhalle einer Basilika) vorzubauen. Die Eingangshalle mißt achtzehn Meter Breite, fünf Meter Tiefe und zehn Meter Höhe. Die Inschrift am Sturz des Mittelportals besagt, dass Mateo seine Arbeiten in 1188 beendete, sehr wahrscheinlich war er von den Kirchen in Burgund, zum Beispiel von den Kirchen in Cluny (1130) und Vezelay (1132) beeinflusst gewesen.  

 

Was mag der mittelalterliche Pilger angesichts dieser Glorie gedacht haben? Zunächst einmal wird er gestaunt haben, wie wir. Über die goldfarbene, imposante Westfassade, die so unwiderstehlich wirkt, den Pilger einlädt, die Kathedrale zu betreten, das romanische Kirchenschiff, das so ganz anders ist als das barocke Außenkleid. Er wird sich bestätigt gefühlt haben, dass er mit Jakobus`Hilfe den weiten Weg bis hier her geschafft hatte. Jakobus strahlt ihn ja geradezu mit seinen roten Wangen an: Gut gemacht, Pilger.

Er kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus ob der Ausmaße der Kathedrale. Die Gesamtlänge der Kathedrale wird mit 93,80 Meter angegeben, die Länge des Querschiffs mit 63 Meter. Das Mittelschiff ist 24 Meter hoch, die Seitenschiffe 7 Meter und die Vierungskuppel 33 Meter. Die Orgeln entstammen dem 18. Jahrhundert von Manuel Sanz und Gregorio Gonzales. Die Vierungskuppel, in 1448 gebaut, wurde im 18. Jahrhundert umgebaut und neu dekoriert.

 

Der heutige Botafumeiro, das Räucherfaß, das seit 700 Jahren an hohen Festtagen geschwenkt wird, stammt aus dem Jahre 1851 (Stand: 1979); Franzosen hatten es in 1809 entwendet.

Text teilweise entnommen: Die große Wallfahrt des Mittelalters, Vera und Hellmut Hell, 1979. 

DAS BOTAFUMEIRO-LIED. Gewidmet dem Heiligen Jahr 2021. WEITERLESEN UND HÖREN

Fotos

1. Reihe: Westfassade. Praza do Obradoiro.

              Hoch oben der hl. Jakobus.

2. Reihe: Portikus der Seligkeit. Portico de la Gloria.

              Rechter Bereich des Eingangs.

3. Reihe: Links. Freigegebene Heliographie aus 1889.

              Säule zu Füßen des Apostels mit der Figur des Baumeisters Mateo;

              war in 2006 noch nicht abgesperrt; genannt der Kopfstoßheilige.

              Eltern stoßen ihre Kinder an die Figur, dass auch sie, die Kinder, von

              diesem genialen Künstler profitieren mögen.

4. Reihe: Pilgergottesdienst. 

              Blick auf den Hochaltar.

5. Reihe: Zelebranten der Heiligen Messe.

              Jakobus als Matamoros, als Miles Christi - Streiter Christi.

WAS BLEIBT?

Über achthundert Kilometer durch das heutige Spanien liegen hinter dem Pilger, heute wie damals im Mittelalter. Für uns vierunddreißig Etappen Faszinierendes,  Eindrucksvolles, Meditatives, Spirituelles, Traumhaftes, Leichtes, Anstrengendes, Schmerzhaftes, Liebevolles, Unvergessliches, Religiöses, Mystisches, Kulturelles, Geschichtliches.   

 

Gemeinsam mit Einheimischen und Besuchern feiern die Pilger wie wir die Heilige Messe. Viele junge Menschen sind darunter, andächtig versammelt. Dankbar erinnern sie sich an das Geschaffte, das Erreichte, an die Ankunft in Compostela: so manche Träne kullert die Wange hinunter. Ein bemerkenswerter Abschnitt ihres, unseres Lebens steht vor dem Ende.

 

Zu Hause werden wir uns erinnern an die Worte des Erzbischofs, der in seinem Pastoralbrief zum Heiligen Compostelanischen Jahr 2010 kurz und prägnant formulierte: "Pilger des Glaubens sind Zeugen des Auferstandenen."

 

Der Sprecher einer in 2003 gezeigten TV-Dokumentation brachte es genauso richtig wie folgt auf den Punkt: "Wir sind in der Welt nur auf der Durchreise, auf der Pilgerschaft. Der Berg der Verklärung, die Kathedrale des Apostels Jakobus, steht für die Sehnsucht nach einer zukünftigen Welt, in der keiner mehr weinen muss, außer vor Freude. Was bleibt sind die Bilder eines Himmels, der sich zuweilen öffnet."